Mexiko Baja California 2

vom 27. Januar bis 14. April 2023

 

Die Baja California haben wir 1988 zum ersten Mal bereist und dieses Jahr ist es unsere sechste Reise auf diese 1.300 Kilometer lange Halbinsel. Zur Einreise haben wir den östlichen Grenzübergang von Calexico/USA nach Mexicali gewählt, über den wesentlich weniger Verkehr fließt als über den westlichen. Der mexikanische Beamte sieht kurz in eine Schublade und in den hinteren Bereich unseres Motorhome. Dann können wir gleich die Forma Migratoria Multiple (Touristen-Visa) beantragen und bekommen 90 Tage, nachdem wir umgerechnet $ 70 bezahlt haben. Und schon sind wir durch. In Mexicali tauschen wir bei einem Cambiar US-Dollars in Pesos um und decken uns beim Soriana Supermarkt mit Lebensmitteln ein.

Wir wollen wegen recht kühler Temperaturen zunächst zügig bis zum südlichen Ende der Baja fahren und dann mit dem Frühling gemütlich zurück nach Norden reisen. Auf der Fahrt nach Süden ist die MEX 5 gut geteert und führt fast schnurgeradeaus durch die Wüste und die flache Laguna Salada. Hinter der Abzweigung der MEX 3 dann eine kurze Militärkontrolle, wo wir nur nach dem woher und wohin gefragt werden. Schließlich erreichen wir San Felipe, wo wir auf dem Campo Touristico 1 übernachten und am Malecon, der Strandpromenade des Ortes, entlang spazieren.

 

Hinter Punta Estrela geht's durch die Wüste. Später führen viele Schotterwege Richtung Meer zu vielen Campos etliche Kilometer lang. Wir haben starken Seitenwind aus Westen, als wir das gesichtslose Puertecitos links liegen lassen. Viele einfache Häuser und Trailer von Amerikanern stehen dort an den Hängen der Bucht. Danach führt die Straße allmählich bergauf an den Hängen der Sierra San Pedro Matir entlang. Immer stärkere Böen zwingen mich, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Später übernachten wir ein paar Tage bei der Bahia San Luis Gonzales am Strand von Papá Fernandez.

 

Auf der Weiterfahrt treffen wir Karen und Werner aus Wismar, die mit ihren Rädern die gesamte Baja befahren. Alle Achtung! Nachdem die ausgezeichnete MEX 5 durch die flache Wüstenandschaft und durch die Laguna Chapada führt, erreichen wir die MEX 1, die geringere Fahrbahnbreiten und einen schlechteren Straßenzustand hat. Zudem gibt es kaum Seitenstreifen, so dass neben der Teerdecke oftmals direkt ein Graben beginnt. Die MEX 12 Richtung Los Angeles lässt sich wiederum gut befahren und die ersten riesigen Cardòn-Kakteen bereichern das Landschaftsbild. Direkt am Strand von La Gringa haben bin einen schönen Stellplatz mit Blick auf die Bahia de Los Angeles und die Isla Angel del La Guarda. Wir spazieren die Landzunge entlang und beobachten eine Delfinschule.

 

Bei unserer Weiterfahrt biegen wir ab und erreichen am Pazifik das verschlafene Nest Santa Rosalillita. Typisch Mexiko, mit einem Durcheinander rund um die einfachen Häuser und alten Trailer. Bei El Cactus halten wir und essen leckere Tacos. Die Besitzer Lidia und Antonio hatten noch keine deutschen Gäste und haben den teils überdachten Bereich ihres einfachen Restaurants nett hergerichtet. Durch karge Wüstenlandschaft erreichen wir Guerrero Negro, nachdem wir bei einem Kontrollposten nach Obst und Gemüse gefragt werden, deren Einfuhr nicht erlaubt ist.

Einige Stunden später erreichen wir die Palmenoase von San Ignacio, besichtigen das kleine Dorf und übernachten an einem Teich. Mit unserem Motorroller erkunden wir die Umgebung.

 

 

Über die ehemalige Bergwerksstadt Santa Rosalia kommen wir zur Bahia Conception und finden noch einen Platz direkt am Wasser. Die Zahl der Camper hat gegenüber unserem letzten Besuch allerdings erheblich zugenommen. Auf der Weiterfahrt nach Süden sehe ich schon vor weitem, dass anscheinend ein Auto der Policia näher kommt. Das fährt dann einige Zeit hinter uns her und schließlich ganz langsam neben uns. Ich denke noch, jetzt kommt bestimmt die Kelle raus und wir werden angehalten. Doch als er direkt neben uns ist und wir nach links blicken, trauen wir unseren Augen nicht: Aus dem Fenster der Beifahrerseite der Policía Municipal winkt uns eine große Puppe mit Polizeimütze zu. Wir brüllen vor Lachen und können uns gar nicht beruhigen. Die haben Humor!

Durch trostlose Wüstengegend um das Landwirtschaftszentrum Ciudad Constitution fahren wir nach Puerto San Carlos. Dort stehen wir direkt am Strand. Der Ort ist unansehnlich, aber bei der Garnelenverarbeitung können wir zweieinhalb Kilo Garnelen zu einem günstigen Preis erwerben. Weiter südlich erreichen wir die Vororte von La Paz. Aufgrund unserer Mitgliedschaft bei www.boondockerswelcome.com übernachten wir auf dem Grundstück von Amerikanern aus Oregon. Von dort aus unternehmen wir Rollertouren nach La Paz und sind begeistert von der fröhlichen und farbenprächtigen Carnaval-Parade, zu der sich zigtausende Mexikaner und Touristen am Malecon eingefunden haben.

 

Südwestlich von La Paz übernachten wir an der Küste mit goldkörnigem Sand und sehen Buckelwale, die direkt vor uns am Strand entlang schwimmen und uns beobachten. Den Ort Todos Santos kennen wir von früheren Besuchen. Im Zentrum des Dorfes wurden etliche Häuser restauriert und wir spazieren im Gebiet des Zocalo und der Hauptstraße, wo Geschäfte, Restaurants und Cafés einen Besuch lohnen. Mit unserem Motorroller erkunden wir die Umgebung und insbesondere auf Schotterstraßen ärgert uns wieder einmal der viele Müll, der überall auf der Baja unübersehbar ist.

Das von Touristen bevölkerte Cabo San Lucas lassen wir schnell hinter uns, ebenso die mit Hotels und Apartments zugebaute Südküste. Auch an der Küste von Buena Vista und Los Barriles haben viele finanzkräftige Nordamerikaner ihre Ferienhäuser und Hotels bauen lassen. Ursprünglicher fanden wir dagegen in den Bergen die Dörfer San Bartolo und El Triunfo, die zu Spaziergängen einladen. Hinter Playa Ribera erreichen wir über Schotterstraßen Cabo Pulmo. Hier campen wir einige Tage frei am Strand, schnorcheln mit vielen Fischen und geniessen die urige Atmosphäre des Örtchens. Auch die Strände von Miramar und El Sargento sind für das Übernachten mit dem Wohnmobil ideal.

 

Obwohl der Strand von El Tecolote nicht mehr so einsam ist wie vor Jahren, zieht es uns immer wieder dort hin. Hier stehen wir direkt am feinsandigen weißen Sandstrand am türkisgrünen Cortez Meer. Mit unserem Faltboot paddeln wir wieder einmal die Küste entlang und fotografieren den Sonnenaufgang. Plötzlich sehen wir in der Nähe einige Delfine und hören deren regelmäßiges Ausatmen. Wir nähern uns im gebührenden Abstand und warten ab. Eine Delfinschule von über dreißig Tieren zieht an uns vorüber. Schließlich kommen einige Delfine direkt auf uns zu und tauchen kurz vor unserem Faltboot ab. Dann ziehen sie weiter und wir erkennen, dass sie zwischen uns und einem dahinter befindlichen etwa zehn Meter langen Grauwal eine schwimmende Barriere bilden. Schließlich verabschieden sie sich von uns mit hohen Sprüngen aus dem Wasser. Welch' ein unvergessliches Naturerlebnis!

Mit unserem Motorroller fahren wir mehrmals nach La Paz, das sich trotz Tourismus noch etwas von mexikanischer Athmosphäre bewahrt hat.

 

Auf der Fahrt nach Norden übernachten wir am Playa Juncalito. Hier in der Gegend wurde im Oktober 2022 der Amerikaner Rodney Davis ermordet, als er mit seinem Truck auf dem Weg vom Strand zum Einkaufen nach Loreto war. Eine Woche später fand man die Leiche des Mannes, der schon seit über zwanzig Jahren hier am Strand das Winterhalbjahr verbracht hatte. Zwei Mexikaner wurden verhaftet. Bericht in der www.VailDaily.com vom 17. 12.2022.

Wir finden einen schönen Platz nahe am Strand, setzen uns auf unsere Campingstühle und genießen mit Fernanda aus Mexiko City und Dan aus England beim Lagerfeuer den 180° Grad-Blick auf die Bahia de Loreto. Mit unserem Faltboot paddeln wir die Küste entlang und angeln erfolglos. Rollertouren führen uns zu den Ausläufern der Sierra de La Giganta, zur Mision San Javier und zum modernen Hafen von Puerto Escondido.

Einige Tage verbringen wir in Loreto, einen der wenigen sehenswerten Orte auf der Baja. Wir geniessen das Zentrum um den Zocalo und seine Seitenstraßen und die Gegend am Malecon.

 

Auf der Fahrt nach Norden verbringen wir noch einige Tage an der malerischen Bahia Conception, paddeln, angeln und unternehmen Rollertouren in die Umgebung. Wieder einmal breitet sich ein klarer Sternenhimmel mit der Milchstraße über uns aus. Auch die Stadt Mulegé ist erneut unser Ziel, weil sie typisches Baja California darstellt. Der RV Park Huerta Don Chano ist unser Ausgangspunkt für Rollertouren und eine Paddeltour auf dem Rio Mulegè. In Santa Rosalia decken wir uns mit leckeren Broten und Kuchen bei der Bäckerei El Boleo ein und tauschen letztmalig unsere US-Dollars in Pesos bei der Banco Atzteca. Später campen wir am Rande des Lavafeldes der Vulkane Tres Virgentes und auf dem empfehlenswerten RV Park Paraíso Misiones von San Ignacio. Lohnenswert war auch der Abstecher zu den Dunas de Soledad bei Guerrero Negro, wo wir über die Sarafandünen wandern und direkt daneben übernachten. Über uns der klare Himmel einer kalten Vollmondnacht.

 

Auf dem Weg nach Norden halten wir nochmals am Campo Papá Fernandez und starten bei Sonnenaufgang mit unserem Faltboot. Wir paddeln über die Willard-Meerenge und anschließend um die Isla Gonzaga herum. Etwa fünfzig Pelikane und Kormorane sitzen am Ufer und ein kleiner Hai schwimmt an uns vorbei. Das Mar de Cortez zeigt sich ohne Wellen und so wird es eine wenig anstrengende Paddeltour. Später in San Felipe genießen wir zum letzten Mal leckere Burritos und Tacos, bevor wir nach elf Wochen wieder bei Mexicali die Grenze zur USA überqueren.

 

Fazit:

Die Baja California lohnt sich immer noch für einen mehrmonatigen Besuch. Die noch vorhandenen Möglichkeiten des freien Campings, die teils beeindruckende Natur der Wüste mit einer Vielzahl von Kakteen und anderen Pflanzen, die Wale und Delfine, schöne Strände, vereinzelte interessante Städte, alte Missionskirchen, das ausgezeichnete Essen und die freundlichen Bewohner der Baja beeindrucken.

Die lange Anreise auf teils schlechten und engen Straßen, der überall vorhandene Müll, die zunehmende Zahl von Campingtouristen an Campingplätzen und die schwindende Zahl von freien Campingmöglichkeiten sind allerdings nicht zu unterschätzen.

 

 

 

 

 

Bilder Baja 2 Teil 1

Bilder Baja 2 Teil 2

Bilder Baja 2 Teil 3

Bilder Baja 2 Teil 4